Im Nordosten mehr erneuerbare Energien und weniger Redispatchkosten

Stromübertragungsnetz und Schaltanlagen

Stromnetze und Kraftwerke in der Regelzone 50Hertz (Bildquelle: 50Hertz)

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission hat 2019 mit 60 TWh rund 60 Prozent mehr Strom aus erneuerbaren Energien transportiert als im Vorjahr. Trotzdem konnten die Kosten für das Einspeisemanagement der fluktuierenden Erzeugung aus Sonne und Wind deutlich reduziert werden. Der gesamte Beitrag ist in der Zeitschrift EW – Magazin für die Energiewirtschaft 4/2020 erschienen.

Das Netzgebiet des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz umfasst die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. 2019 deckten die erneuerbaren Energien im Jahresmittel zu 60 Prozent den Strombedarf im Netzgebiet.„Der Nordosten Deutschlands entwickelt sich immer mehr zum “Grünen Kraftwerk” der Energiewende in Deutschland“, betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung Stefan Kapferer.

Für Netzbetreiber bedeutet ein hoher Anteil von erneuerbarem Strom, dass wetterbedingte Erzeugungsschwankungen permanent ausgeglichen werden müssen. Produzieren Windkraftwerke mehr Strom als das Netz aufnehmen kann, werden diese gedrosselt. Reicht die erzeugte Strommenge nicht aus, werden zusätzlich Kraftwerke hochgefahren. Dieses Netzmanagement ist aufwendig und führt zu sogenannten Redispatchkosten in Millionenhöhe. Im Zuge des Netzausbaus gehen diese zunehmend zurück. In der Regelzone 50Hertz musste 2019 seltener in die Fahrweise der konventionellen Kraftwerke eingegriffen werden als im Vergleichszeitraum und die Redispatch-Kosten sanken von 134 Mio. Euro (2018) auf 84 Mio. Euro (2019).

Ausstieg aus der Kohle verändert Netzbedarf

In den nächsten Jahren stehen durch den Ausstieg aus der Kohleverstromung einige strukturelle Veränderungen und damit steigende Transporterfordernisse für Strom an. Ab 2028 sollen die ersten Kraftwerke in der Lausitz vom Netz gehen. Aus politischer Perspektive gebe es damit Planungssicherheit, so Kapferer. Er wies allerdings darauf hin, dass bei niedrigen Strompreisen die Wirtschaftlichkeit der Kohlekraftwerke schon vor den festgelegten Daten nicht mehr gegeben sein könnte.

Trotz des Kohleausstiegs sieht 50Herzt die Sicherheit von System und Versorgung gewährleistet, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent fortgesetzt werde und Ersatzkapazitäten rechtzeitig zur Verfügung stehen. Zudem müsse für eine passende Bereitstellung von Systemdienstleistungen gesorgt werden.

Investitionen ins Übertragungsnetz und Anschluss von Offshore-Windparks

Im vergangenen Jahr 2019 lag bereits ein Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten von 50Hertz auf den Investitionen. So wurden die Offshore Windparks „Wikinger“ und „Arkona“ an das Stromnetz angebunden. Das Übertragungsnetz wurde durch Austausch von 225 Masten für die 380 kV-Ebene verstärkt. Außerdem wurden Umspannwerke errichtet und ausgebaut und ein Prognose-Modell auf Basis von Künstlicher Intelligenz zur Vorhersage von Netzverlusten eingeführt.

Im laufenden Jahr 2020 will 50Hertz weiter wachsen, die Mitarbeiterzahl um 10% erhöhen und die Investitionen um 40% steigern. 2020 bis 2024 sollen 4,2 Mrd. Euro eingesetzt werden, wobei bis zu 60 Prozent des Investitionsprogramms extern finanziert werde. Dazu plant der Netzbetreiber 2020 rund 750 Mio. Euro Fremdkapital durch die Emission eines sogenannten Green Bonds aufzunehmen.

Große Investitionsvorhaben des laufenden Jahres sind der Baubeginn der Verbindung „Ostwind 2“ als Anschluss für die Offshore-Windparks „Baltic Eagle“ und „Arcadis“ in der Ostsee. Zudem sind Powert-to-Heat-Kooperationen mit den Stadtwerken Neubrandenburg und Rostock in Vorbereitung. Anstatt überschüssigen Windstrom abzuregeln, solle die Energie künftig für die Wärmeversorgung gespeichert werden. Außerdem ist die Fertigstellung des 1. Bauabschnitt der 380kV Freileitung von Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern nach Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt geplant.

Ein europäisches Kooperationsprojekt von 50Hertz steht kurz vor der Inbetriebnahme: Die Offshore-Windparks „Kriegers Flak“ in Dänemark und „Baltic 2“ in Deutschland sollen im ersten Halbjahr 2020 über ein Seekabel verbunden werden. Dadurch werden die Stromnetze und -märkte Deutschlands und Dänemarks stärker mit einander vernetzt. Als weiteres europäisches Projekt befindet sich Hansa Power Bridge, ein Interkonnektor zwischen Deutschland und Schweden in der Vorplanung.

50hertz.com

50hertz.com/app

 

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