PPA in Nordeuropa: Windstrom für Rechenzentren und energieintensive Industrie

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Ökostrom direkt vom Erzeuger beziehen? Viele Unternehmen schließen inzwischen mit Anlagenbetreibern von Wind- und Solarparks langfristige Lieferverträge sogenannte Power Purchase Aggreement (PPA) ab. Die größten Kapazitäten werden derzeit von der Aluminium- und IT-Industrie kontrahiert. Dies geht aus dem aktuellen Report „Financing and Investments Trends“ für die Windindustrie in Europa hervor.  

Zu den großen Abnehmern von erneuerbarem Strom über PPA zählen energieintensive Unternehmen wie Aluminiumschmelzen und Datencenter. Die größten Volumen kontrahierten im Jahr 2019 Norsk Hydro, Google, Alcoa, Amazon Web Services, Dutch Railway: Vivens, Facebook, Microsoft und BT Group.

Hauptmotivation: Energiekosten senken

Viele Industrieunternehmen setzen auf PPA, um sich große Mengen kostengünstigen Strom aus erneuerbaren Energien langfristig zu sichern. Für die industriellen Stromverbraucher sind PPA leichter zu realisieren, als selbst eine Anlage zu betreiben. Nach einer Untersuchung von 1.200 Unternehmen in sechs Ländern im Auftrag des Unternehmens BayWa stand bei 92% der Befragten die Reduzierung der Energiekosten im Vordergrund.

Auch für die Betreiber der Wind- und Photovoltaik-Anlagen bringt ein langfristiger Direktvertrag Vorteile. Durch die Abnahmegarantie über einen langen Zeitraum, sinkt das Risiko und das Projekt lässt sich günstiger finanzieren. Mit zunehmendem Auslaufen der bisher üblichen staatlichen Förderung für erneuerbare Energien werden PPA an Bedeutung gewinnen.

Konkret hatten die Aluminiumschmelzen Norsk Hydro und Alcoa hatten 2019 rund 2,7 GW unter Vertrag. Die niederländische Eisenbahn betreibt ihre Züge seit 2017 mit erneuerbarer Energie und bezog 449 MW über PPA. Amazon Web Service, Google, Microsoft und Facebook haben allein in den nordischen Staaten mehr als 1,7 GW Windkraft kontrahiert. Die niedrigen Temperaturen in Nordeuropa bieten zudem für Rechenzentren einen zusätzlichen Standortvorteil.

2019 war ein Rekordjahr für PPA

Der Trend zu Direktverträgen hatte bereits 2015 begonnen, blieb aber zunächst auf wenige Länder beschränkt. Seit 2017 sind auch Polen, Deutschland, Spanien, Dänemark, Frankreich und Italien hinzugekommen. Im Rekordjahr 2019 wurden in Europa 2,5 GW aus Solar- und Windprojekten über PPA abschlossen. Davon waren 85% Windanlagen, überwiegend in Norwegen, Schweden, den Niederlanden und Großbritannien.

Der nordische Markt, Großbritannien und die Niederlande bieten für Direktverträge günstige Bedingungen. In allen drei Regionen sind die regulatorischen Hürden niedrig und es gibt eine ausreichende Nachfrage nach grünem Strom.

Aktuelles Beispiel: Race Bank Offshore Wind Farm in Großbritannien

Jüngstes Beispiel für ein umfassendes PPA ist der Verkauf von 31 MW Leistung aus dem britischen Offshore-Windpark Race Bank an die britische Tochter des Lebensmittelkonzerns Nestlé. Ab Mai 2020 will der Windparkbetreiber Ørsted in den nächsten 15 Jahren jährlich 125 GWh pro Jahr an Nestlé UK liefern, was für den Nahrungsmittelhersteller etwa 50 Prozent seines Strombedarfs ausmacht. Zusammen mit bereits anderen PPA kann Nestlé UK damit seinen Stromverbrauch komplett aus erneuerbaren Energien decken.

Der Vertragsabschluss zwischen Ørsted und Nestlé UK ist bereits der zweite in Großbritannien über die Lieferung von Race Bank. Im Februar 2019 hatten Ørsted und Northumbrian Water ein PPA über 23 MW des Windparks für die nächsten zehn Jahre abgeschlossen. Race Bank Offshore Wind Farm hat eine Kapazität von 573 MW und besteht aus 91 Windrädern des Herstellers Siemens Gamesa.

windeurope.org

Energiereport 2019 BayWa r.e.

https://orsted.com/en/media/newsroom/news/2020/04/876008283577483

 

 

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