Wir sollten uns auf einen Boom bei Batteriespeichern einstellen

DSCF2068Für die Versorgungssicherheit sind sie zwar noch nicht nötig, dennoch könnte der Markt für BatteriespeicherFür die Versorgungssicherheit sind sie zwar noch nicht nötig, dennoch könnte der Markt für Batteriespeicher ein Game Changer in der Energiewende werden. Die Preise für Lithium-Ionen-Akkus sind bereits massiv gesunken und damit wird vorstellbar, dass viele private Betreiber von Photovoltaikanlagen ergänzend in eine Batterie investieren. Die Eigenversorgung mit Strom würde dadurch eine neue Dimension erreichen – mit massiven Auswirkungen auf das Einspeiseverhalten ins allgemeine Stromnetz. Das erläutert Dr. Matthias Deutsch, Agora Energiewende im Interview mit der Zeitschrift ew – Magazin für die Energiewirtschaft.  

Das Unternehmen Tesla ist mit seiner Ankündigung, eine neue Batterie „Powerwall“ für private Haushalte auf den Markt zu bringen, auf große Resonanz gestoßen. Der Großhandelspreis soll bei 350 USD pro kWh liegen. Noch bevor die Produktion überhaupt begonnen hatte, waren bereits sehr viele Vorbestellungen eingegangen. Deutsch empfiehlt sich auf einen möglichen Boom bei den Batteriespeichern einzustellen. Nach Schätzungen vieler Experten gibt es ein Potenzial von etwa 40 GW an privater Speicherkapazität v.a. im Bereich Ein- und zwei Familienhäuser. Die Kosten für einen Batteriezyklus liegen unter optimistischen Annahmen bei rund 20 Cent. Addiert man hierzu Solar-Stromgestehungskosten von 10 Cent/kWh, kostet der Strom aus der Batterie unter diesen Annahmen etwa 30 Cent. Das entspricht etwa dem aktuellen Niveau der Haushaltsstrompreise.

Momentan gebe es relativ viele private Betreiber, denen die Selbstversorgung wichtig ist, meint Deutsch. Für diese Betreiber sind PV-Speicheranlagen ein Konsumgut, da gelten nicht unbedingt die gleichen wirtschaftlichen Rechnungen wie bei Investitionsgütern. Die überschüssige Leistung einer ohnehin installierten Anlage werde dann der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Das sei nicht in erster Linie der Grund für die Anschaffung, aber ein zusätzlicher Anreiz.

Ein flächendeckender Rollout von Solar-Speicher-Systemen hätte erhebliche Auswirkungen auf das Netzsystem auswirken. Wenn sehr viele Speicher ungeregelt betrieben werden, so Deutsch, sind hohe Einspeisespitzen zu erwarten. Denn es sei sehr wahrscheinlich, dass die Speicher erst einmal selbst aufgeladen werden, bevor dann weitere Überschüsse bei der Stromerzeugung ins Netz eingespeist werden. Dadurch kann sich eine hohe Gleichzeitigkeit bei der Einspeiseleistung ergeben.

Die zentrale Steuerung aller Batterien sei allerdings nicht erforderlich. Die Situation wer bereits entschärft, wenn die Solarspeichersysteme Prognosen und Werte aus der Vergangenheit im individuellen Betrieb berücksichtigen. Das würde die Einspeisespitzen bereits deutlich abflachen. Optimal wäre eine Vernetzung und zentrale Steuerung, bei der auch der aktuelle Strombedarf berücksichtigt werden kann. Der Börsenpreis würde als Signal genügen, um eine Einschätzung zu bekommen, ob Strom derzeit eher knapp oder im Überfluss vorhanden ist.

Deutsch sieht einen anhaltenden zur Eigenversorgung. Auch in anderen Ländern sei die Eigenversorgung mit Photovoltaik und Batterien stark im Kommen. Beispielsweise in Australien oder den USA gibt es bereits viele Haushalte, die sich mit der Technik ausgestattet haben. Die bürokratischen Hürden sind dort zudem sehr viel niedriger. Fallen weniger oder keine Steuern und Abgaben auf den eingespeisten Strom an, ist das Modell auch sehr viel früher wirtschaftlich.

Das vollständige Interview ist in ew 12/2015 erschienen