Energiewenden sind zwar ein globales Phänomen, aber die Motive für den Ausbau Erneuerbarer sind höchst unterschiedlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Weltenergierat – Deutschland in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Untersucht wurde die Transformation der Energiesysteme in China, Saudi Arabien, Südafrika, Brasilien und den USA, welche im Schwerpunkt des Reports „Energie für Deutschland“ erläutert werden. Im Gegensatz zu Deutschland geht es in diesen Ländern weniger um Klimaschutz als um Versorgungssicherheit und Industriepolitik: Den Zugang zu Strom auszubauen und dazu vorhandene Ressourcen wie hohe Sonneneinstrahlung, umfangreiche Wasservorkommen oder starke Windkraft zu nutzen.
Nach Szenarien des Weltenergierates könnte der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von derzeit 21 Prozent auf 80 Prozent steigen. Lateinamerika kommt bereits heute auf einen Anteil von 66 Prozent bei den erneuerbaren Energien. Der Umbau der Energiewirtschaft Energien durchläuft typischerweise drei Phasen. Zu Beginn steht die Aufbruchphase, in der es darum geht, die politischen Rahmenbedingungen zu setzen, etablierte Strukturen aufzubrechen und Umsetzungshürden zu überwinden. Neue Technologien sind noch wenig verbreitet. In der zweiten Phase steht die Abstimmung und Steuerung der Veränderungsdynamik im Vordergrund, denn neue Technologien verbreiten sich jetzt mit hoher Geschwindigkeit. Die dritte Phase zeichnet sich durch ein starkes Wachstum von dezentralen Anlagen und regionalen Märkte aus. Der Einfluss staatlicher Intervention geht zurück.
Im weltweiten Vergleich wird deutlich, wie entscheidend die Wahl des Rahmens für die Struktur der Energiebranche ist. Der Einfluss von NGO auf die öffentliche Meinung spielt außerhalb von Deutschland kaum eine Rolle. In keinem Land lasse sich eine reine „Evolution des Marktes“ beobachten. Haupttreiber der Veränderungen sei die Politik. In Deutschland habe das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) hat einen dezentralen Ansatz ermöglicht und begünstige eher kleine Unternehmen. Bei einem Ausschreibungsmodell kommen dagegen große Investoren eher zum Zuge. Bei den in Südafrika und Brasilien durchgeführten Aktionen, hätten Marktneulinge äußerst konkurrenzfähig angeboten. In Brasilien hätten dann allerdings Anreizsysteme in Verbindung mit Preisdeckelungen dazu geführt, dass die Anlagen unrentabel wurden. In den USA wurde die Förderung auf nationaler Ebene mit der Umsetzung auf bundesstaatlicher Ebene durch Steuergutschriften und Quoten kombiniert. Das Beispiel zeige, mit welcher Dynamik sich durch unternehmerisches Denken technische Möglichkeiten entwickeln könnten.
Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die weltweit eingesetzten Auktionssysteme, Einspeisevergütungen, Quoten sowie Steuererleichterungen in unterschiedlichem Ausmaß kompatibel sind und weiterentwickelt werden müssen. Das deutsche EEG sieht der Weltenergierat eher kritisch. Im Internationalen Vergleich gebe es mehrere Beispiele für politische Instrumente, mit denen die regenerativen Energien in großem Maßstab kosteneffektiv eingesetzt wurden. Der in einigen Ländern gewählte Ansatz flexibler „Masterpläne“ trage dazu bei, die Entwicklung des Gesamtsystems transparent und zeitlich aktuell anzuzeigen. Dies könne die Grundlagen für Investitionen und politische Maßnahmen verbessern und den ganzheitlichen Blick auf das System fördern.