Viele Wege, ein Ziel: Weniger CO2-Emissionen

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Szenarien der Europäischen Kommission zur CO2-Reduktion

Wie lässt sich der Klimaschutz voranbringen? Kaum ein Thema wird derzeit gesellschaftlich so breit diskutiert. Dabei ist die Notwendigkeit, CO2-Emissionen maßgeblich zu reduzieren, allgemein anerkannt. Die zuständigen Institutionen auf europäischer und deutscher Ebene haben unterschiedliche Vorstellungen zu den Wegen und Zielen. Dem Umweltbundesamt (UBA) gehen die Vorschläge der EU-Kommission nicht weit genug. 

Die EU-Kommission hat mit ihrer Mitteilung vom 28.11.2018 ein Strategiepapier mit acht Szenerien bis 2050 vorgelegt. Das Umweltbundesamt hatte bereits 2018 dazu Stellung bezogen und nun den Kommissionsvorschlag analysiert. Auf nationaler Ebene sollen bis zum Jahresende die Strategien für Umsetzung des Abkommens von Paris erarbeitet sein.

Nach dem Sonderbericht des IPCC steigen die Risiken für Mensch und Natur bei einer globalen Erwärmung von 1,5° auf 2° Celsius drastisch an. Bisher ist die globale Durchschnittstemperatur bereits um etwa 1° Celsius gestiegen. Daher ist es für das UBA prioritär, die Anstrengungen noch vor 2030 deutlich zu erhöhen, um bis dahin eine Trendwende einzuleiten. Dabei sollte die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5° Celsius mit sozial, wirtschafts- und umweltverträglichen Maßnahmen in Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen erfolgen.

Acht Szenarien zur CO2-Reduktion

Die Europäische Kommission hat in ihrer Kommunikation vom November 2018 acht Szenarien beschrieben, wie bis 2050 die CO2–Emissionen verringert werden können. Zwei Szenarien gehen von Null-Emissionen aus, die übrigen sechs Szenarien sehen eine Minderung von 80 bis 90 Prozent vor. Konkret betrachtet werden dabei der Weg einer Elektrifizierung, einer Wasserstoffwirtschaft, die Nutzung von Power-to-X, eine Steigerung der Energieeffizienz und eine Kreislaufwirtschaft. Das sechste Szenario sieht die Kombination dieser Maßnahmen vor und die Varianten sieben und acht betrachten zusätzlich den Einsatz von CCS und eine grundlegende Änderung des Lebensstils.

Umweltverträglichkeit wird unterschiedlich verstanden

Nicht alle, der in den Szenarien untersuchten Maßnahmen entsprechen dabei den Grundsätzen des UBA für Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit. So geht die Europäische Kommission zwar in allen Szenarien von einem Anteil von 81 bis 85% erneuerbare Energien an der Stromerzeugung aus, sieht aber auch einen Anteil von 12 bis 15 Prozent Kernenergie und etwa 20 GW Kapazität an Kohlekraftwerken. „Zentral für einen wirksamen Klimaschutz ist der Ausstieg aus der Kohleverstromung, wie ihn die sogenannte Kohlekommission vorgeschlagen hat . Auch Kernenergie ist kein Weg, um umweltbewusst das CO2-Ziel zu erreichen, “ erläutert Michael Angrick, Vizepräsident des UBA. Ebenfalls problematisch sei ein weiterer Ausbau von Biomasse aufgrund fehlender Flächen.

Auch über das Minderungsziel bis 2050 gehen die Meinungen auseinander. In einigen Szenarien der Europäischen Kommission wird eine Reduktion von 80 bis 90 Prozent angestrebt. Nach Einschätzung des UBA wir dies nicht ausreichen, um den Klimawandel aufzuhalten. „Wir brauchen ein Net-Zero-Ziel für 2050, um eine Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken“, ist Angrick überzeugt. „Net-Zero bedeutet, dass zunächst alle vermeidbaren Emissionen reduziert werden. Für unvermeidbare Emissionen müssen Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden.

CCS: Keine Option für das Umweltbundesamt

Die Nutzung von Carbon Capture and Storage (CCS) und in der Regel auch für Carbon Capture and Usage (CCU) kommt für das UBA nicht in Frage, da dort sehr viel Energie benötig werde, um das CO2 der Atmosphäre zu entziehen, ohne dass dies nachhaltig wäre. Stattdessen schlägt das UBA eine nachhaltige Landnutzung vor, um natürliche Kohlenstoffsenken zu schaffen. Durch die Wiedervernässung von Mooren, Wiederaufforstung, Grünlanderhalt, Agroforstwirtschaft sowie nachhaltige Wald- und Bodenbewirtschaftung könne der Atmosphäre CO2 entzogen werden und gleichzeitig die biologische Vielfalt gefördert werden. Zudem müsse sich nach Ansicht des UBA das Konsumverhalten ändern und der Verzehr tierischer Produkte reduziert werden.

Nach Einschätzung des UBA sollten neben einer weitreichenden Elektrifizierung und der Umstellung auf Wasserstoff künftig auch synthetische Kraftstoffe genutzt werden. Diese könnten mit erneuerbaren Energien erzeugt und über das bestehende Pipelinesystem transportiert werden. Absehbar sei zudem, dass Deutschland auch 2050 auf Energieimporte angewiesen sein werde.

Die deutsche Debatte um eine CO2-Bepreisung begrüßt das UBA. „Eine sozialverträglich ausgestaltete Abgabe auf den CO2-Ausstoß, kann kurzfristig in Deutschland die CO2-Emissionen wirksam reduzieren“, so Angrick. Eine mögliche Ausweitung des Emissionszertifikatehandels auf weitere Sektoren sieht das UBA dagegen kritisch. Zum einen sei der CO2-Preis derzeit dafür zu niedrig und setze deshalb in den betreffenden Sektoren wie etwa dem Verkehrssektor so keine Anreize, zum anderen sei eine Änderung des Verfahrens auf europäischer Ebene sehr langwierig.

Der vollständige Beitrag ist in ET – Energiewirtschaftliche Tagesfragen 7/8 2019 erschienen.

 

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