Jobs für den Klimaschutz: Gebäudesanierung sucht weiterhin Fachkräfte

Einer muss die Arbeit machen. Das gilt auch für den Klimaschutz und die energetische Sanierung von Gebäuden. Ein Grund für die bisher geringen Sanierungsraten sind fehlende Fachkräfte, die solche Arbeiten ausführen können. Nun könnte der wirtschaftliche Strukturwandel dafür sorgen, dass Arbeitnehmer aus anderen Branchen im Gebäudesektor einen neuen Job finden. Zu dieser Einschätzung kommen der Bundesverband für energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). Grundlage ist eine Studie, die Auswirkungen der Corona-Pandemie für verschiedene Berufsgruppen untersucht hat.

Rund ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen entsteht im Gebäudesektor. Die richtigen Böden, Wänden, Decken, Türen und Fenstern bieten die Möglichkeit, Energie einzusparen und damit CO2 zu vermeiden. Bisher wird aber nur wenig saniert. Im Gebäudesektor fehlt das qualifizierte Personal.

Das könnte sich ändern. Viele Berufsgruppen, die im Gebäudesektor gesucht werden, sind bisher in anderen Branchen tätig. Das Analyseunternehmen Prognos hat errechnet, dass in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt rund 650.000 Arbeitsplätze aufgrund der Covid-19-Pandemie wegfallen werden. Der Gebäudesektor könnte dann für knapp ein Viertel dieser Arbeitslosen eine neue Perspektive bieten.

Berufsgruppen für den Gebäudesektor

Der Gebäudesektor sucht Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen.

Jan Peter Hinrichs: Arbeitsplätze im Gebäudesektor bieten eine Chance. Bildquelle: BuVEG

„Trotz des Wegfalls von Jobs durch Corona ist es erfreulich, dass Arbeitsplätze der Zukunft, die nachhaltig und sicher sind, eine Chance bieten“, so Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des BuVEG. Sowohl im Rahmen des europäischen Green Deal als auch im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung spiele der Gebäudesektor eine maßgelbliche Rolle bei der Reduktion von CO2-Emissionen.

Besonders deutlich wirkt sich der Strukturwandel im Maschinenbau und in der Betriebstechnik mit etwa 23.000 Personen aus, so die Studie. Dies sei darauf zurückzuführen, dass diese Berufsgruppe mit etwa 1,6 Millionen Erwerbstätigen insgesamt sehr groß ist. Viele Erwerbstätige arbeiteten im Fahrzeugbau, der besonders von der Krise betroffen sei. Weitere Berufsgruppen, in denen das Potenzial bei etwa 10.000 Personen liege, seien Metallbearbeitung, Elektrotechnik, technische Produktionsplanung, -steuerung und Einkauf und Vertrieb.

Viele Berufstätige könnten sich in der Pandemie neu orientieren

Berufsgruppen, die von der Pandemie besonders betroffen sind.

 

 

Die Studie unterscheidet dabei zwischen Mitarbeitern, die aufgrund ihrer Ausbildung problemlos auch in einer anderen Branche tätig werden können und solchen, die sich zunächst für eine neue Position qualifizieren müssen. Für die Branchenwechsler ermittelte die Studie ein Potenzial von 106.000 und für die Berufswechsler 40.000 Personen.

Simone Peter sieht im Gebäudesektor viel Potenzial für heimische Wertschöpfung

Die Nachfrage nach Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien hat im letzten Jahre angezogen. Bildquelle: BEE

„Das Potenzial für heimische Wertschöpfung und eine erhebliche beschäftigungspolitische Offensive ist entsprechend groß“, betont Simone Peter, Präsidentin des BEE.  Um den Klimaschutz im Gebäude voranzubringen seien sehr unterschiedliche Qualifikationen gefragt. Neben Maurern, Malern, Büro- und IT-Fachkräfte gehörten auch die Bereiche Elektrotechnik, Logistik, Ingenieurswesen in diesen Bereich. Neue Technologien seien am Markt verfügbar. Insbesondere habe die Nachfrage nach Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr angezogen.

Die Studie beschreibt verschiedene Maßnahmen, damit der Strukturwandel gelingen kann. Zentrale Aspekte seien dabei die Information über die unterschiedlichen Arbeitsplätze, kurz- und mittelfristige Qualifizierungsmaßnahmen und die Rahmenbedingungen der Arbeitsverhältnisse. Zudem hänge die Bereitschaft der Mitarbeiter, den Arbeitsplatz zu wechseln auch von ihrer regionalen Mobilität ab. „Als Berufsverband wünschen wir uns, dass die Bundesagentur für Arbeit über dieses Potenzial an Arbeitskräften breit informiert. Es braucht zudem entsprechende Qualifikationsprogramme und Umschulungen und gegebenenfalls auch Förderprogramme für Betriebe“, macht Peter deutlich.

Damit die Fachkräfte auch langfristig im Gebäudebereich tätig bleiben, müssten allerdings auch die Arbeitsbedingungen mit anderen Branchen vergleichbar oder besser sein. Die Studie empfiehlt ein attraktives Entgelt, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem, Karrieremöglichkeiten sowie Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Weiterbildung und Qualifizierung. Netzwerke und Verbände könnten dabei vor allem für kleine und mittlere Unternehmen den Austausch und ein koordiniertes Vorgehen innerhalb der Branche fördern.

www.buveg.de

www.bee.de

www.prognos.com